Dorfchronik

Aus der Dorfchronik von Vinxel

Im Jahre 1173 erfolgt die früheste urkundliche Erwähnung Vinxels. Der Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg nimmt das von seinem Vorgänger Arnold II gegründete Stift Schwarzrheindorf in seinen Schutz und erwähnt in seiner Aufzählung der dem Stift geschenkten Güter eine "Rente von 3 Schillingen zu Vunfselden".

Auf fruchtbarem Lößboden wird seit vielen Jahrhunderten Landwirtschaft betrieben, und fünf Höfe haben bei der Namensgebung des Ortes Pate gestanden.
Die ursprüngliche Bezeichnung des Ortes "Vunfselden" bedeutet: "5 Bauernhöfe (Saalhöfe) - Seld = Saal". Es handelte sich hierbei um folgende Höfe: Hof Frankenforst, Winkeler Hof, Heiderhof, Hof Ettenhausen und Hof Ungarten. Hierzu kam noch der Hobshof innerhalb des Ortes neben der Kapelle.
Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich der Ortsname von Vunfselden über Vünftzail und Wintzel in Vinxel, im Volksmund ist heute noch der Name Veußel gebräuchlich.

Früher waren die Orte Vinxel, Hoholz, Gielgen, Roleber und Ungarten und die Höfe Frankenforster Hof, Winkeler Hof, Heiderhof, Ettenhausener Hof und der Hof Hähnchen in der "Honschaft Vinxel" zusammengefaßt.
Die "Honschaft Vinxel" lag im Kirchspiel Stieldorf des Amtes Blankenberg im Herzogtums Jülich-Berg. Der Name "Hohnschaft" ist abgeleitet von Hundertschaft, der Begriff wurde für "Dorf" verwendet. Sie war früher die kleinste selbstständige Verwaltungseinheit. An der Spitze stand der Honn oder Bürgermeister, der von den Dorfbewohnern aus ihren Reihen gewählt wurde. Das Nachbarschaftsrecht wurde 1753 im "Vinxeler Gemeindebuch" niedergeschrieben.
Nach der Verwaltungsreform im Herzogtum Berg wegen des Dekrets von Napoleon vom 14. November 1808 wurden die Orte Gielgen und Roleber im August 1810 der "Hohnschaft Holzlar" zugehörig. Die Orte Hoholz und Ungarten waren noch bei der Flurbereinigung 1955 in der "Gemarkung Vinxel".

Bis 1969 gehörte Vinxel zur Gemeinde Stieldorf im Amt Oberpleis, mit der kommunalen Neuordnung wurde es Stadtteil von Königswinter; die bisher in der Gemeinde Stieldorf gelegenen Orte Hoholz und Ungarten kamen zur Stadt Bonn.
Heute sind nur noch die Höfe Versuchsgut Frankenforst und Gut Heiderhof im Wahlbezirk Vinxel.

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Vinxel - ein Bauerndorf wird zum Wohndorf

"Vinxel? Nie gehört", staunt mein Gegenüber in der Straßenbahn. "Wo liegt denn das?"
"Hinter dem Siebengebirge", antworte ich leicht verunsichert.
"Ist da überhaupt was los. Kann man da leben? Habt Ihr da 'ne Disco?"
"Ja", erwidere ich, "einmal im Jahr, wenn wir Erntedankfest feiern."
"Ach so'n Bauerndorf", meint er geringschätzig.

Bauerndorf, schön wär' es. Das Bauerndorf liegt Jahrzehnte zurück.

In früheren Jahren war die Landwirtschaft die wichtigste Erwerbsquelle im Ort, daher durfte man Vinxel zu diesem Zeitpunkt wohl als Bauerndorf bezeichnen.
Der Ort zählt um 1950 rund 500 Einwohner, und es bestanden noch 12 landwirtschaftliche Betriebe.
Ein erster deutlicher Bevölkerungszuwachs erfolgte durch Aufnahme von Heimatvertriebenen aus den deutschen Ostgebieten, aber auch die Nachbarschaft zur neuen Bundeshauptstadt brachte einen starken Zuzug von Neubürgern. Ein Bauboom brach über das Dorf herein.

Das Bild des Ortes, wie wir es heute kennen, entstand nach 1960. Schon zehn Jahre später wurde der tausendste Einwohner gezählt. Heute leben in Vinxel über 1800 Einwohner, darunter aber nur noch drei Bauernfamilien. Ein Hofbesitzer nach dem anderen hat aufgegeben. Vom einstigen Bauerndorf ist wenig geblieben. Die Bürger des Ortes sind heute überwiegend Angestellte, Beamte, Arbeiter und Selbständige. Das Bauerndorf wandelte sich zum Wohndorf.

Landwirtschaftlich genutzte Flächen prägen zwar auch heute noch das Landschaftsbild rund um das Dorf, aber Vinxel wie auch die umliegenden Orte wachsen unaufhaltsam in die Felder und äcker hinein. Ein Dorf läßt sich nicht konservieren. Zum Leben gehört Verändern, Gestalten, überkommenes an gegebene Verhältnisse anpassen.

Die zunehmende Größe des Ortes führt zwangsläufig zur "Entfremdung" zwischen den Bürgern. Der "Bürgerverein Vinxel" will dem entgegenwirken. In ihm treffen sich Alt- und Neubürger, um gemeinsam die Interessen des Ortes zu vertreten, wie z.B. den Ausbau der Dorfstraße, die Neugestaltung des Dorfplatzes oder den Bau eines Kindergartens. Man ist auch bemüht, Traditionen zu pflegen, fast in Vergessenheit Geratenes wird wieder belebt.

Der Ort mit seiner über 800-jährigen Geschichte hat stets sein eigenes Gesicht bewahrt. Wie einst fügt sich der Ort harmonisch in die Hügellandschaft des Siebengebirges ein, umgeben von Ackerfluren, grünen Wiesen und dichtem Wald. Diese Landschaft zu erhalten und dafür zu sorgen, daß auch die kommenden Generationen gern in diesem "Bauerndorf mit Disco einmal im Jahr" leben, ist eine Aufgabe aller Bürger von Vinxel.

Luftbild 2006 SW
Luftbild Vinxel von Südwesten 2006
Luftbild 2006 NW
Luftbild Ortszentrum Vinxel von Nordwesten 2006
Luftbild 1975 SO
Luftbild Vinxel in Winterlandschaft von Südosten 1974

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